Challenge: Fair sein

by 19. April 2022

Wir fasten nun einige Tage und jeder von uns weiß, was letzte Nacht passiert ist. Wir haben mit dem Sonnenuntergang unser Fasten gebrochen. Und was haben wir nicht alles gegessen. Sicherlich so allerlei Leckerei.  

Doch waren wir dabei fair und gerecht zu uns? Wobei soll ich unfair zu mir selbst gewesen? Na, beim Essen. Wie viel hast Du Deinem fastenden Körper an Lebensmittel zugeführt. Hat er bekommen, was er wirklich braucht? Hast Du ihn überlastet?  

Und abgesehen von der Menge an Lebensmitteln: Wie gesund sind die Lebensmittel, die Du Deinem Körper zugeführt hast? Woher kommen all diese Lebensmittel? Wer war alles dran beteiligt? Unter welchen Bedingungen fanden sie den Weg zu uns? Wir erinnern uns hierbei an den Hadith: „Möge Allah demjenigen Gnade gewähren, der großmütig bleibt, wenn er verkauft, kauft und wenn er sein Recht fordert.“ (Bukhari) 

Ein paar Fakten: 

Ein entscheidender Faktor beim Einkauf ist der Preis. Wir wollen in der Regel viel für wenig. Allerdings hat das den Nachteil, dass Niedrigpreise die Bäuerinnen und Bauern dazu zwingen, immer mehr zu produzieren. Kaufen wir Lebensmittel ohne Bio-Siegel, fördern wir eine Landwirtschaft, die größtenteils 

  • Boden und Grundwasser durch Pestizide belastet; 
  • weniger naturverträglich wirtschaftet und im Zuge der Industrialisierung stetig Arbeitsplätze abbaut;
  • Tiere nicht artgerecht, sondern industriell hält und mit Futter aus Übersee mästet, was dort zu Hunger und großer Naturzerstörung führen kann;  
  • nicht zusichern kann (oder will), ohne Gentechnik zu wirtschaften;  
  • unsere Gewässer mit viel Nitrat belastet und dazu beiträgt, dass unsere natürliche Artenvielfalt schwindet.

Das Gespür für Fairness und Gerechtigkeit ist uns als Menschen angeboren. Allerdings stehen uns unsere Gewohnheiten oft dabei im Weg und lenken uns von unserem Gespür für Fairness ab. Betrachten wir beispielsweise unseren Konsum. Ist unsere Kleidung fair gehandelt? Interessiert es uns, wo diese produziert und ob die Notlage von armen Kindern ausgenutzt wurde? Ist unsere Nahrung fair gehandelt? Interessiert uns die Ausbeutung von in- und ausländischen Bauern, die sich zudem gefährlichen Chemikalien bei der Landwirtschaft aussetzen? Ja, es ist all diesen Menschen unfair gegenüber. Aber vor allem uns selbst gegenüber sind wir unfair, weil unsere Fitra nach Fairness strebt. 

Fairness ist daher ein wesentliches Element, um ein Gleichgewicht zu etablieren und so die Umwelt zu verbessern. So heißt es in Sure 55, Verse 7-9 sinngemäß: “Und den Himmel hat Er emporgehoben. Und Er hat das (richtige) Abwiegen zum Gebot gemacht auf dass ihr euch in der Waage nicht vergeht. So setzt das Gewicht in gerechter Weise und betrügt nicht beim Wiegen.” Diese Ungerechtigkeit äußert sich auch in Kinderarbeit und Hungerlöhne, an denen wir teilhaben. 

Wie kann ich die Fastenzeit nutzen? 

Das Fasten im Monat Ramadan ist eine effektive Gelegenheit, sich selbst Fairness beizubringen. Nachdem wir den ganzen Tag weder gegessen noch getrunken haben, haben wir das Bedürfnis, all den Hunger und den Durst zu kompensieren. Tue dies gerecht.  

Hilfreich ist die Lebensweise des Propheten (s), der sein Fasten mit guter und fairer Nahrung gebrochen hat. Kurze Schlückchen Wasser, Milch oder mit wenigen Bissen von einer Dattel hat er sich begnügt. Das war es erst einmal mit Nahrungsaufnahme. 

Erlaube Deinem Körper nach einem langen Fastentag nach und nach wieder zu seiner Vitalität zu kommen. Daraufhin kannst Du das Abendgebet verrichten und Dir bewusst werden, wie schön Dein Körper ist, den Dir Allah beschert hat. Durch diese Achtsamkeit nimmst Du daraufhin bewusst das gute und faire Essen zu Dir und hörst aufmerksam Deinem Körper zu. Überhäufe ihn nicht mit Essen, wenn er sich so langsam satt fühlt. 

Informiere Dich über die Herkunft Deines Essens. Lerne, dass weniger mehr ist. Lerne, dass Qualität über Quantität steht. Sei fair zu dir selbst, indem du fair zu den Mitmenschen und der Umwelt bist. Lebe bescheiden und nicht auf Kosten anderer. Sei kein Opportunist.  

Die tägliche Übung kann zu einem nachhaltigen Ergebnis im alltäglichen Umgang sein. 

Quelle: Bund e.V. unter: https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/bund/bund_besser_essen.pdf