Ramadan und Achtsamkeit 

by 14. März 2022

Die Idee so simpel, die Umsetzung dafür anstrengend, aber effektiv: Einfach nichts essen und nichts trinken. Und das von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Aber wieso? Denn wir lieben nicht nur das Essen, sondern brauchen es als Energielieferanten zum Überleben. Ohne Nahrung fühlen wir uns schwach und können unsere täglichen Aufgaben nicht bewältigen. 

Und doch sind wir als Muslime – sofern wir alt genug, gesund und nicht auf Reisen sind – angehalten, den Monat Ramadan zu fasten. Aber nochmal: Wieso? Die Kurzantwort: Weil Gott es so wollte. Nur wieso will es Gott so?  

Und damit beginnt eine interessante und, wenn wir es zulassen, eine lebensverändernde Reise in eine Welt, die das Leben in einem anderen Licht erscheinen lässt. 

Der Koran ist für uns Muslime eine göttliche Orientierungshilfe. In Sure 2, Vers 183 wird uns mitgegeben, dass wir wie die Menschen vor uns fasten sollen, um Taqwa zu erlangen. Wahrscheinlich hast du dieses Wort schon mal bei einer Freitagspredigt gehört oder während deiner Koran-Lektüre gelesen. 

Taqwa bedeutet wörtlich auch “Vorsicht” und verlangt  Achtsamkeit. Vorsicht ist die Handlung, Achtsamkeit die Haltung, die du dadurch entwickeln kannst. 

Muslime fasten um ihre Beziehung zum Schöpfer zu intensivieren und zu reinigen. Und bei diesem Prozess wird auch das Bewusstsein und die Achtsamkeit im Leben, auch gegenüber Gott allgemein stärker. 

 Und das wirkt sich nicht nur auf das eigene Leben, sondern hat auch Auswirkungen auf das persönliche Umfeld: Unsere Mitmenschen und die Natur. 

Zu Fasten ist zunächst einfach, denn du musst nichts weiter tun, als einfach nichts zu essen und nichts zu trinken. Doch das bedeutet einen großen Stressakt für den Körper, weil er sich daran gewöhnt hat, dass ihm in regelmäßigen Abständen Nahrung zugeführt wird. Mit dem Verzicht darauf wird der Körper in einen panikartigen Zustand versetzt. Er sucht jetzt, um zu überleben, nach anderen Ressourcen, um Energie zu generieren. 

Währenddessen macht sich das Hungergefühl immer stärker bemerkbar. Der Durst nach einem Schluck Wasser mittels trockener Lippen ebenfalls. Und doch setzt du dem kein Ende, obwohl dir niemand über die Schulter guckt und  dir keine Strafe droht. Es ist einzig und allein deine eigene Entscheidung. 

Diese Entscheidung kultiviert in dem Monat ein inneres Bewusstsein für das, was nützlich ist (Achtsamkeit und Gesundheit), auch wenn es anfänglich nicht danach aussieht (Hungergefühl / Hungerschmerz). Dadurch gewinnst du das Vertrauen und die Zuversicht, dass es sich lohnt, vorübergehende Anstrengungen hinzunehmen. 

Aber wie haben diese Effekte des Fastens Auswirkungen auf das eigene Umfeld und die Natur?  

Durch die selbstgemachte Erfahrung ist der Lerneffekt nachhaltig. Durch die Interaktion mit unseren Mitmenschen kann es auch mal stressig werden und uns damit überfordern. Stress, den wir aus dem Fastenalltag kennen und mit Geduld und Achtsamkeit positiv überwunden haben, ist uns nicht mehr unbekannt und verursacht damit keine unüberlegte, emotionale Reaktion. Wir reagieren auf die stressigen Interaktionen daher mit Achtsamkeit und Geduld. 

Das Gleiche gilt für den lebenswichtigen Umweltschutz. Durch die Achtsamkeit und das Bewusstsein, das wir durch den Wechsel von Hunger- und Esszeiten erfahren haben, kann es uns gelingen, unseren Konsum zu überdenken und aktive Schritte zu unternehmen, die sich positiv auf den Umweltschutz auswirken. 

Die GreenIftar-Kampagne ist ein hervorragendes Beispiel, wenn es darum geht Achtsamkeit und Nachhaltigkeit zusammenzudenken. Sie gibt dir mit ihren GreenIftarGoals (GIG) eine Orientierung, um Achtsamkeit in Bezug auf Umwelt und Natur in dein Leben auf praktischer Weise und ganz natürlich zu integrieren – im Ramadan und darüber hinaus. 

Die GIGs reichen von der Verwendung regionaler und saisonaler Zutaten bei der Essenszubereitung über den bewussten Umgang mit Wasser bis zur Vermeidung von Plastiktüten und Plastikgeschirr. Daneben zeigen dir die GIGs, dass Teilen ein zentrales Element zum Kultivieren von Achtsamkeit ist. Denn nicht immer schaffen wir es, mengenmäßig genau entsprechend unseres Hungers zu kochen. Überschüssiges Essen kannst du daher mit Familie, Freunden oder Nachbarn teilen. Dadurch verschwendest du weniger Lebensmittel und bereitest anderen  eine Freude.  

Nachhaltig zu handeln bedeutet schließlich achtsam zu handeln. 

Schau gerne mal rein https://www.greeniftar.com/green-iftar-goals/

Quellen: 

Leitlinien zur Fastentherapie 
https://aerztegesellschaft-heilfasten.de/informationsdienst/leitlinien-zur-fastentherapie/ 

Huether, G.: Neurobiologische Effekte und psychische Auswirkungen des Fastens. https://www.ugb.de/richtig-fasten/neurobiologische-effekte-psychische-auswirkungen-fastens/ 

Der Koran